Meldungen aus dem Bezirksverband Unterfranken
Meldungen aus dem Bezirksverband Unterfranken

Der Krieg hat das Dorf verändert

Weil eine Gedenkveranstaltung nun schon zum zweiten Mal coronabedingt ausfallen musste, erinnert ein unterfränkischer Ort mit einem geschichtlichen Rundgang an das Kriegsende 1945 und die Zerstörung des Orts in den letzten Kriegstagen.

Am Start des Rundweges, dem Standort des ehemaligen Dornheimer Rathauses, erläutert Ursula Berninger die Informationstafel. Gerhard Bauer

Der 10. April 1945 gehört zu den traurigsten Tagen des Iphöfer Stadtteils Dornheim (Landkreis Kitzingen). 85 Prozent des Dorfes wurden im Zuge von Kampfhandlungen zerstört. Nach der coronabedingten Absage der Gedenkfeier im vergangenen Jahr und der fortdauernden Pandemie erinnert nun ein dorfgeschichtlicher Rundgang an die Ereignisse vor 76 Jahren. Gerhard Bauer, Mitglied des erweiterten Bezirksvorstands der Kriegsgräberfürsorge in Unterfranken, hat als freier Journalist u.a. für die Kitzinger Zeitung einen Bericht über die Ausstellung verfasst:

Bereits im Vorjahr musste eine geplante Gedenkfeier wieder abgesagt werden. Unter ähnlichen Vorzeichen organisierten Ursula Berninger und Carmen Hardung-Albert einen mit Bildern vor und nach 1945 ausgestatteten Dorfrundgang. Textbeiträge aus Zeitungen und Berichten steuerte Susanne Kornacker aus dem Stadtarchiv Iphofen bei. Der katholische Pfarrgemeinderat und der evangelische Kirchenvorstand unterstützten das Vorhaben. Will man alle 27 Stationen besichtigen ist man etwa eineinhalb Stunden unterwegs.

Die beiden Initiatoren suchten im Vorfeld zahlreiche Bürger auf, sammelten und sortierten Bilder, scannten ein und druckten aus. Laminiert wurden die Bilder dann in einer dreistündigen abendlichen Aktion von Carmen Hardung-Albert und ihrem Bruder Jonas ausgehängt.

Eigentlich sollte das Material 2020 nach einem Gottesdienst gezeigt und anschließend in eine Ausstellung im Bürgerhaus überführt werden, erklärt Berninger. Der Umfang des vorgefundenen Materials über die Zerstörung des Dorfes sprengte rasch diesen Rahmen. Auch wegen der Coronazeiten wurde schließlich als Alternative der Rundgang gefunden.

Auftakt war eine ökumenische Andacht mit Pfarrerin Christine Kern und Pastoralreferent Peter Segna, die, um Abstände einhalten zu können, mit rund 50 Bürgern auf dem Friedhof stattfand. Zahllose Bürger nutzten den Sonntag zu einem Spaziergang im Familienkreis und staunten, was Berninger und Hardung-Albert gesammelt hatten.

Blick in die Geschichte
Bereits am 9.4.1945 stand das Dorf im Brennpunkt der in der Hellmitzheimer Bucht auf breiter Front angreifenden US-Truppen, denen aus nur dünn besetzten deutschen Linien erbitterter Widerstand entgegenschlug.
Das Kommando über die deutschen Verteidiger hatte Oberstleutnant Cord von Hobe erst am Vortag übernommen. Anders als seinem Vorgänger gelang es ihm immer wieder sich bei Angriffen zurück zu ziehen und die verlassenen Stellungen anschließend wieder zu besetzen. Dabei mussten die Amerikaner erhebliche Verluste hinnehmen.

Sie antworteten mit Artilleriebeschuss und schließlich am 10.4.1945 mit dem Angriff von acht Tieffliegern, die das Dorf in kürzester Zeit mit Brand- und Sprengbomben in Schutt und Asche legten. 57 Häuser, 53 Scheunen und Ställe auf 84 Anwesen wurden zerstört, ein Einwohner kam ums Leben, bis der Bürgermeister das Dorf schließlich übergab.
Die deutschen Soldaten zogen sich verfolgt von den Amerikanern zum Forsthaus zurück. Rekruten der Panzerschule Erlangen, alle Jahrgang 1927, bildeten eine nur mit Handfeuerwaffen ausgerüstete sechsköpfige Nachhut, die in einem kurzen Rückzugsgefecht mit den nachstoßenden Panzern aufgerieben und eine Woche später am Waldrand beigesetzt wurde.

Die Einheit leistete Tage später in Willhermsdorf erneut einen bitteren Blutzoll, als weitere 29 jugendliche Soldaten fielen.

Die Reservistenkameradschaft Kitzingen errichtete an den Waldgräbern eine Gedenktafel und erneuerte die Grabanlage mit Hilfe des Bauhofes Iphofen und des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, die Dorfgemeinschaft um Barbara Alt sorgt für die regelmäßige Pflege.

Der geschichtliche Rundweg bleibt bis zum 8. Mai bestehen.